Ich habe einige außergewöhnliche Behandlungsansätze, die sich nicht in Büchern wiederfinden. Diese sind meist konsequent weitergedachte schulmedizinische Betrachtungsweisen. Um mich und meine Arbeit besser kennenzulernen, stelle ich diese hier dar. Ich diskutiere diese gerne mit Ihnen und stelle etwas pointiert dar, um zum Austausch anzuregen. Dieser Blog ist weder Ausbildung, noch zum Nachahmen gedacht und ersetzt keine ärztliche Beratung oder Therapie. Aber vielleicht lachen Sie. Und dann vielleicht doch.
Die beste Ehefrau von allen sagt, ich soll etwas über das Selbstvertrauen insbesondere von Frauen schreiben. Am Vatertag! Ich sollte da draußen einen Bollerwagen ziehen und Bier trinken. Nur dass ich kein Bier trinke. Und keinen Bollerwagen habe. Also Selbstvertrauen, verstehe.
Es gibt in meiner Praxis kein wichtigeres Thema, kaum jemanden, der damit keine Schwierigkeiten hat. Wenn ich mich weit aus dem Fenster lehne möchte, sage ich, dass viele andere psychische Erkrankungen gar keine eigenen Erkrankungen sind, sondern Symptome eines gestörten Selbstvertrauens. Beispiel gefällig? Narzistische Persönlichkeitsstörung. Kennt jeder. Von anderen, klar. Wollte ich eh dazu sagen. Susanne (Name von der Redaktion wahllos ausgedacht) hat sich durch ihre Pubertät verändert. Sie weiß nicht mehr, wer sie ist. Alle Gewissheit ist dahin, weil frühere Rückmeldungen sich auf jemanden bezogen, den es nicht mehr gibt. Jetzt bekommt Susanne eine grandiose Idee: Wenn ich sowieso nicht weiß, wer ich bin, kann ich ja auch jemand völlig Großartiges sein! Ich finde mich super, alle anderen finden mich super, das Leben ist toll. Leider gibt es da den inneren Zweifel, dass das nicht stimmt. Also muss ich ständig alle überzeugen und hasse jeden, der in meine Seifenblase hinein sticht. Daher mag ich keine Kritik. Narzismus ist also nur ein schlechter Lösungsmechanismus für mangelndes Selbstvertrauen. Noch ein Beispiel? Die dependente Persönlichkeit! Susanne entscheidet sich nicht dafür, die Tollste zu sein, sondern von der Tollsten gemocht zu werden. Das würde doch auch bestätigen, dass sie etwas Besonderes ist, oder? Also läuft sie dem tollsten Mädchen auf der Schule hinterher und biedert sich an. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die tollste nur narzistisch ist und mit Susanne einen super Beweis hat, dass ihr ausgedachtes Selbstbewußtsein doch der Wahrheit entspricht. Daher passen die beiden bestens zusammen. Naja, bis Susanne, weil sie eigentlich ganz hübsch ist, den süßen Typen abbekommt, dann knallt es natürlich.
Was fällt uns noch so ein? Die histrionische, früher hysterische Persönlichkeit. Sie weiß auch nicht, wer sie ist. Aber sie hat herausgefunden, dass sich die Party immer um die tollen Leute dreht, während die grauen Mäuse zusehen. Also inszeniert sie das Leben wie eine Theaterbühne. Sie ist der Star der eigenen Aufführung. Der Freund, die Freundin, alles nur Laiendarsteller in ihrem eigenen Game of Thrones Finale.
Wenn ich bei anderen das Selbstvertrauen verbessere, lösen sich oft große Probleme in Luft auf. Hände hoch, wer glaubt, dass mangelndes Selbstvertrauen Depressionen macht? Also ich glaube es. Tja, als Burnout Spezialist sollte ich zumindest einen Satz über Überlastung und Selbstvertrauen fallen lassen. Bei geringem Selbstvertrauen müssen wir Fehler vermeiden, da wir mit der Kritik nicht leben könnten. Daher werde ich Perfektionist. Mache alles 130 prozentig. Kostet auch 130 Prozent Kraft. Und ich darf mich nicht mit meinem Chef streiten, sonst findet der mich blöd. Ich weiß nicht, wie ich bin, also könnte mein Chef ja Recht haben. Wenn viele Leute mich nicht leiden können, ist das ja schon ein Beweis, dass mit mir etwas nicht stimmt. Daher sorge ich dafür, dass mich alle gern haben. Also was haben wir? Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, Burnout, Perfektionismus und Konfliktstörungen. Die Liste ließe sich endlos erweitern.
Die beste Ehefrau von allen meint, Frauen hätten mehr Probleme damit, als Männer. Väter ziehen am Vatertag los und betrinken sich. Mütter kochen für die Familie und arbeiten den ganzen Tag, damit es alle schön haben. Könnte was dran sein. Statistisch gesehen auf jeden Fall. Was den Grund angeht, habe ich keine Ahnung. Ratet doch mit mir. Schreibt Eure Meinung in den Kommentar. Ich mach mal den Anfang: Höheres soziales Bewusstsein bei Frauen sorgt für mehr Selbstreflexion und damit stärkeres Infragestellen des eigenen Selbst. Männer haben früher Konflikte direkter ausgetragen. Einfach ausgedrückt: Frau: „Oh, die Leute schauen mich an. Vielleicht hätte ich doch das schlichte Kleid anziehen sollen!“ Mann: „Was guckste? Willste aufs Maul?“ Wahlweise: „Schau nicht so neidisch. Den Bauch habe ich mir hart erarbeitet!“
Nichts ist schwerer, als jemandem dabei zu helfen, Selbstbewusstsein zu erarbeiten. Lohnt sich aber. Auch wenn ich immer behaupte, dass es hierbei um harte Arbeit geht, verrate ich doch einen meiner Tricks: Selbstvertrauen bedeutet nur, dass wir alle unsere Stärken und Schwächen genau kennen. Nicht, dass diese besonders gut sein müssen. Die Probleme entstehen nur dann, wenn wir erzwingen wollen, dass diese Eigenschaften als besonders gut von anderen wahrgenommen werden. Verhaltet Euch einen Tag lang mal so, als würde es niemand anderen geben. Als würdet Ihr Euch nur nach Eurer Meinung und Euren Maßstäben richten. Wer jetzt das Gefühl hat, dass er dadurch egoistisch, ungerecht und asozial wird, sollte seine Maßstäbe und Wertvorstellungen mal überdenken.
Arbeitet an Eurem Selbstvertrauen und Ihr werdet glücklichere und gesündere Menschen sein. Der Weg ist einfach: Wir orientieren uns nicht an anderen, sondern an uns selbst. Wir arbeiten nicht daran, anderen zu gefallen, sondern uns. Wir wollen ein besserer, wertvollerer Mensch werden. Nicht besser als andere, aber besser als gestern.