Wenn der innere Schweinehund mehr trainiert als ich

BITTE BEACHTEN SIE

Ich habe einige außergewöhnliche Behandlungsansätze, die sich nicht in Büchern wiederfinden. Diese sind meist konsequent weitergedachte schulmedizinische Betrachtungsweisen. Um mich und meine Arbeit besser kennenzulernen, stelle ich diese hier dar. Ich diskutiere diese gerne mit Ihnen und stelle etwas pointiert dar, um zum Austausch anzuregen. Dieser Blog ist weder Ausbildung, noch zum Nachahmen gedacht und ersetzt keine ärztliche Beratung oder Therapie. Aber vielleicht lachen Sie. Und dann vielleicht doch.

Heute geht es um den inneren Schweinehund

Liebe Corinna Busch, challenge akzepted. Kennt Ihr das auch? Man hat den Vorsatz, schnell zu arbeiten, um dann noch Zeit fürs Training zu haben? Und dann kann man sich den ganzen Tag nicht konzentrieren, weil der innere Schweinehund nicht aufhört zu lachen. Kein leichtes Thema und doch so wichtig. Kurz noch in eigener Sache. Auf guten Rat werde ich kürzere Artikel schreiben, die dafür etwas häufiger erscheinen. Die letzten wurden dann doch etwas lang, weil es zum Teil auch schwierige Themen waren. Wenn Ihr, genau wie Corinna Busch, Themenvorschläge habt, werde ich die hier behandeln. Egal wie schwer. Egal wie rot die Ohren. Seit meinem Maschineschreibkurs kann ich beim Schreiben ja wegsehen, wenn es zu peinlich wird.

Doc Wassmuth knows best

Ich will auf gar keinen Fall alles wiederholen, was über Antrieb und Motivation in der Literatur beschrieben steht. Ich erinnere mich an einen Coach, der über Günther den Schweinehund mehrere Bücher geschrieben hat. All das stimmt wahrscheinlich, daher will ich darauf mal verweisen. Hier und an dieser Stelle interessieren und nur die neuen und möglicherweise auch kontroversen Sichtweisen. Ist ja kein Wiederholungsseminar. Um kurz zu erwähnen, wie neu wir hier sind: Einer meiner ersten Blogartikel von vor einem Jahr beschäftigte sich mit dem Titel ADHS, das Burnout Syndrom des Kindes. Diese Woche habe ich die völlig neue These in einer amerikanischen Fachzeitschrift gelesen, dass möglicherweise ADHS und Burnout Ähnlichkeiten hätten, evtl. sogar das gleiche wären. Über diese amerikanische Erkenntnis freue ich mich natürlich nur solange, bis es dafür den Nobelpreis gibt. Ab dann werde ich etwas zum Schlafen brauchen.

Warum man nicht gegen Schweinehunde kämpft

Alle bisherigen Ansätze bezüglich des inneren Schweinehundes beziehen sich auf Techniken, wie wir unseren Widerstand überwinden können, um aktiv zu werden. Das funktioniert auch und zwar egal wie wir es machen: Überlistung, Zwang, Fremdmotivation usw. Das Problem ist, dass es nie lange funktioniert. Es gibt einen Jojo Effekt, aus ähnlichen Gründen, wie wir ihn bei der Diät beschrieben haben. Einfach ausgedrückt: Es kostet geistige Kraft, um sich aufzuraffen. Und bei Burnout ist genau die nicht vorhanden. Deswegen seid Ihr alle früher viel gelaufen, nur jetzt, wo es nötig wäre, klappt es nicht mehr so richtig. Zu Studentenzeiten oder in der Schule habt Ihr ständig Sport gemacht. Aber jetzt, wo diese Fitness wichtig wäre,  ist die Couch viel verlockender? Das ist genau so, als würde ein dünner Mann stolz darauf sein, dass er nicht zunimmt. Oder ein Nichtraucher stolz darauf sein, dass er eine Zigarette ablehnt.

Dopamin als Lieblingsspeise von Schweinehunden

Wir haben in der Vergangenheit oft über das Wohlfühlhormon Serotonin gesprochen. In einer Überlastungsphase gehen aber noch ganz andere Hormone den Bach runter. Z. B. unser Dopamin. Dieses ist unser Glückshormon und wird als Belohnung ausgeschüttet. Der Körper merkt sich dieses gute Gefühl und bringt uns dazu, die Tätigkeit zu wiederholen. Genauso, als würde man einem Hund nach einem Salto ein Leckerli geben. Gute Taten sollen wiederholt werden. Schade nur, dass Trinken und Rauchen auch Dopamin ausschüttet. Essen übrigens auch. Wir müssten nach den alten Schweinehund Regeln mit unserem Willen gegen unser Gefühl arbeiten. Obwohl durch unsere Arbeit der Wille bereits geschwächt ist. Und dann staunen wir, dass es nicht klappt. Oder nur einmal. Dopaminmangel erkennt Ihr auch daran, dass Euch Dinge keinen Spass mehr machen, obwohl Ihr früher daran Freude empfunden habt.

Was wirklich gegen Schweinehunde hilft

Wir müssen unseren Dopaminspiegel erhöhen, weil sonst keine Motivation besteht, egal wie wir tricksen. Dafür brauchen wir die Ausgangssubstanz für Dopamin, damit der Körper daraus wieder frischen Stoff brauen kann. Das ist entweder die Aminosäure Tyrosin oder Phenylalanin. Jetzt kann jeder sofort losgoogeln, wo beide Nahrungsbestandteile in besonders hohem Maße drin sind: Erbsen, Sojabohnen, Käse und Fleisch (bitte nicht wieder Veganflames, ich nehm es ja zurück. Übrigens, woran erkennt man innerhalb von einer Minute einen Veganer? Er erzählt es einem).

Es geht also darum, unser Belohnungssystem wieder aufzubauen, statt es durch Willensanstrengungen weiter zu reduzieren. Motivation ist übrigens immer relativ zu anderen Möglichkeiten. Wer hat im Urlaub schon Bücher gelesen, die er zuhause nicht anfassen würde? Wer hat im Urlaub jeden Tag Sport gemacht, obwohl es zuhause niemals klappen würde? Hier geht es einerseits um Dopaminregeneration durch die Ruhe. Andererseits mangelt es uns an Alternativen. Handynutzung war zumindest bis zur Geburt des EU Roaming eher schwierig und türkisches Fernsehen ist auch nicht so der Hit. Beim Verbrauch unserer Motivation geht es um Alternativen. 1870 hat Edison eine Werkstatt gegründet, wo er abends zuhause basteln konnte. Da kamen eine ganze Serie von beeindruckenden Erfindungen heraus. Was würde Herr Edison 2018 abends wohl so machen? Das Grammophon erfinden oder DSDS sehen?

Erarbeiten Sie sich zuhause daher eine reizarme Atmosphäre. Genau wie im Urlaub. Stellen Sie sich vor, es gäbe kein Fernsehen oder was Sie abends sonst so fesselt. Sie hätten nur einen leeren Raum mit einer Schreibmaschine. Wie hoch wäre wohl die Wahrscheinlichkeit, dass Sie etwas schreiben würden? Wenn die Wahl darin bestehen würde, mit der Schwiegermutter zu plaudern oder laufen zu gehen? Da würden die Kilometerrekorde nur so fallen! Sie kennen dieses Phänomen längst. Sie könnten auch niemals Nichtraucher werden, wenn Ihr Partner raucht oder die Wohnung voll von Zigaretten wäre. Niemand könnte soviel Willenskraft aufbieten.

Daher Willenskraft stärken und nicht verbrauchen. Und die gesunde Beschäftigung alternativlos machen.

Die Fluggesellschaften nutzen das übrigens schamlos aus. Jeder liest da plötzlich das Bordmagazin und informiert sich über zollfreie Einkaufsschnäppchen. Würden wir doch niemals anfassen, wenn es noch Zeitungen im Flugzeug geben würde, oder? Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich früher mal für die TUI gearbeitet habe?

Schlusswort

Kaum bin ich hier fertig, kommen schon die ersten Beschwerden, ich hätte mein Schlusswort vergessen. Ich wollte es doch nur kürzer machen! Ok, hier für die Fans des Schlussworts, die anderen können ja schon mal abschalten:

Freunde, dies hier ist für alle unter Euch, die im Fitnessstudio den anaeroben Bereich nicht finden können. Nur soviel: Er ist nicht hinter der Saunalandschaft versteckt, sondern in der Nähe der Laufbänder, aber ich will nicht spoilern.

Nehmt Euch ein Beispiel am Fernsehprogramm Eurer Jugend: Wer würde denn heute noch 5 Stunden „Wetten Dass?“ sehen. Wer würde sich 6 Stunden den Rosenmontagsumzug LIVE anschauen? Es gab ja nichts anderes! Wir hatten keine Alternative! Heute mit Netflix würde das kein Mensch mehr sehen. Macht Euren Sport zur Rosenmontagsveranstaltung. Nehmt Euch die verlockenden Alternativen weg. Denn wegnehmen schaffen wir auch ohne Willenskraft.

Top, die Wette gilt!